Rose Ausländer, Treffpunkt der Winde

Rose Ausländers Gedichte sind voller Emotionen, sie klingen einfach und kurz, die Sprache ist auf das Wesentliche beschränkt und wechselt dabei zwischen konkreten und assoziativen Bildern.

 

Da mich ihre Poesie sehr berührt, in der sich Sensibilität und Intellektualität wie auch Fantasie und Vernunft miteinander verbinden, versuchte ich mich darin, einige ihrer Gedichte fotografisch zu illustrieren.

 

Die von ihr geschaffenen „Traumwirklichkeiten“ zwischen einer Vergangenheit, die sie zu bewältigen versucht, etwas Gegenwärtigem, das sie reflektiert und einer Zukunft, für die sie unsere Blicke öffnen möchte, inspirierten mich zu Bildern, in denen ich den Eindruck des Flüchtigen einfangen wollte, den viele ihrer Gedichte vermitteln. So wie Ausländer in ihren Gedichten möchte auch ich mit meiner künstlerischen Fotografie Emotionen auslösen, diese verstärken und den Betrachter zu freiem Assoziieren ermutigen.

 

Für Rose Ausländer bedeutet Schreiben Selbst-Findung. Die Frage, warum sie schreibt, beantwortet sie selbst so: „… weil Worte mir diktieren: schreib uns. … ich bin gespannt auf die Worte, die zu mir kommen wollen.“ Mit Hilfe von Worten sucht sie ihre Identität. Die Leidenschaft, mit der sie ihre Kunst ausübt und die Kraft, die sie darin findet, beeindrucken mich immer wieder neu und bestätigen mich in meiner Überzeugung, dass auch mit Fotografie – über das reine Abbilden, Sichtbarmachen und Aufzeigen verschiedener Aspekte der Wirklichkeit hinausgehend –  vieles aufgearbeitet und auch viel über sich selbst erfahren werden kann.

 

Claudia Dorninger-Lehner, 2019