Henry Marsh, Um Leben und Tod

Kunst vermag die Menschen in ihre eigene Seelenlandschaft zu führen.

 

Ich versuche in meiner Arbeit bewusst, Grenzen auszuloten und zu überschreiten. Grenzen, die uns physisch, psychisch oder konventionell auferlegt wurden. Hierzu dient mir die Malerei, aber auch die Fotographie als Medium. Im Moment beschäftige ich mich vorwiegend mit den Grenzen des Bewusstseins, dem Verschwimmen und Verschwinden von Gedächtnisstrukturen. Meine Studien haben mich zu der Erkenntnis geführt, dass Grenzen im Kopf entstehen. 

 

Was passiert, wenn Erinnerung verschwindet? Was macht uns aus? Was ist die Persönlichkeit ohne Erinnerung? Was ist Erinnerung an sich? Wie verändern sich Erinnerungen durch Ereignisse, die wir laufend erleben und die uns Dinge und Erlebtes anders beurteilen lassen? Nur das erste Mal, wenn wir uns nach einem Ereignis erinnern, ist es eine echte Erinnerung. Alles andere ist eine Erinnerung an die Erinnerung.

 

Als Künstler kann man in einer Form Forschung ohne wissenschaftlichen Anspruch betreiben und so in andere Wirklichkeitsebenen eindringen.

 

„Internal Affairs“, meine neue Serie von „Color Drug Paintings“ Bildern beschäftigt sich mit den verschiedenen Wirklichkeitsebenen pharmazeutischer Produkte. Im Idealfall hergestellt um uns zu helfen, gibt es aber auch viele Schattenseiten in der Medizin. Von Nebenwirkungen bis hin zu Produkten, die trotz Kontraindikationen fälschlich weiter angewendet werden. Besonders interessiert hat mich hier der Zusammenhang von medizinischen Produkten und Alzheimer, da meine Mutter schon relativ früh mit dieser Krankheit konfrontiert wurde. So arbeite ich an der Schnittstelle vom Kunst und Medizin.

 

„Vor allem nicht schaden…“ wie schon Hippokrates von Kos ca. 460 v.Chr. feststellte.

 

Leider gibt es eben auch Schattenseiten, von missbräuchlichen Verwendungen, sei es im Sportbereich, genauso wie privat. Zum anderen gibt es auch die Problematik der Umweltbelastung bei der Entsorgung. Wie eben vor kurzem Arzneimittelrückstände in Fischbeständen festgestellt wurden, die wir uns wiederum zuführen. So entziehe ich diese Produkte der Umwelt und führe sie einer neuen Verwendung zu. Auf einer anderen, visuellen Ebene beeinflussen sie uns Menschen also weiterhin. Die pharmazeutischen Stoffe strahlen aufgrund ihrer Wirkung auch eine tiefere Wirklichkeitsebene aus.

 

Wie gehen und gingen andere Kulturen, beispielsweise im Urwald lebende indigene Völker mit der Medizin um? Sehr früh war ich mit diesen Geschichten konfrontiert, da mein Urgroßvater und in weitere Folge auch meine Großmutter im Urwald im Süden Brasiliens mit Indianern aufwuchsen und als Pioniere galten. Sie besaßen so ein sehr breites Wissen über Arzneien aus der Natur.

 

Monika Kus-Picco

 

Durch die Medikamentenzitate bildet sich indirekt der menschliche Leib ab....Menschheitsgeschichte, Naturgeschichte wird erkannt….Mit dieser Kunst wird in physiologischen Gefügen, in Gehirnen in Bewusstseinszuständen sondiert. Schmerzen werden aufgespürt und getilgt. Es assoziiert sich aber auch die Nähe zu den Drogen, zu den bewusstseinsverändernden Zuständen, zur einschläfernden Beruhigung….

 

Hermann Nitsch über Monika Kus-Picco